Warnung: Dies wird ein längerer Artikel. Aber er wird lehrreich. Du wirst zwischendurch sicherlich ein paar Mal mit dem Kopf schütteln oder dich kaputtlachen. Mit Sicherheit wirst du dich ein oder zwei Mal fragen (wie mein Sohn): „Wie blöd ist die denn???“

Dieser Artikel soll dich nicht davon abhalten, einen Online Shop aufzumachen oder Produkte auf Amazon zu verkaufen. Nur gründlich darüber nachdenken, ob es das für dich am Ende wert ist, das solltest du.  😉

Let’s go!

Juli 2018

Am Anfang war der Gedanke, die Idee. Ich bin ein Zitatjunkie. Und ich wollte ein Produkt, das ich auf Amazon anbieten kann. Eine Zitatbox wäre fein. Postkarten sollten es sein, das war auch schnell klar, denn Postkarten kann man aufhängen, als lieben Gruß verschicken oder einfach jede Woche als Inspiration aus einer Box ziehen.

Zitate hatte ich schon lange in einem Dokument auf meinem Google Drive gesammelt. Die Meisten waren auf Englisch. Beim näheren Durchsehen fand ich viele nicht geeignet, aber es gibt ja Google.

Nach mehreren Abenden der Suche hatte ich 100 Zitate beisammen, denn so viele sollten es sein. Nun brauchte ich eine Designerin, die mir die Karten schön gestaltete.

Soweit so gut.

Die Zitatbox von einem Kollegen hatte ich mir auch schon mal bestellt, einfach um zu sehen, wie die so aussehen und sich anfühlen. Diese Box war gefüllt mit 200 Postkarten und ich stellte fest – das ist mir zu viel. Ich hatte das Ding mehrmals in der Hand, aber auch mit viel Zeit, hatte ich einfach keine Lust mich durch 200 Postkarten zu lesen. Also beschloss ich, dass 52 reichen – für jede Woche eine Motivation und Inspiration.

Natürlich schaute ich mich auch auf Amazon um, was man für eine solche Box preislich verlangen kann. Mehr als 20 Euro war nicht drin.

Die Designs waren relativ schnell fertig. Nun musste ein Drucker her. Gute Qualität war mir wichtig, sowohl die Qualität der Farben als auch die Qualität der Karten. Schön fest sollten sie sein.

Also begann ich, das Internet nach einem geeigneten Drucker zu durchforsten. Das stellte sich als gar nicht so einfach heraus. Die Stärke der Karten in Kombination mit einem Glanzdruck war kaum zu finden. Und wenn ich ein Angebot fand, war es VIEL zu teuer.

So landete ich bei Flyeralarm.de und bestellte ein Testmotiv. Kostenpunkt: € 38,54. Das Ergebnis war nicht berauschend. Die Karten fühlten sich eher an wie Fotos. Auch der nächste Testdruck war nicht zufriedenstellend. Kosten nochmal um die 35 Euro.

Schliesslich empfahl mir die Designerin Wir-machen-Druck.de. Dort bekam ich endlich die richtige Papierstärke und die gewünschte Druckqualität…und der Preis stimmte auch: € 1724,81 für 51 x 500 Postkarten, insgesamt 26 000 Postkarten (also € 0,07 pro Postkarte).

Nun hatte ich Zitate – aber noch keine BOX. Irgendwo mussten die hübschen Dinger ja rein!

Wieder gingen Stunden mit der Internetrecherche drauf, um die passende Verpackung für meine Zitate zu finden. Richtig schöne Boxen in der richtigen Größe kosten sage und schreibe zwischen €1,99 und 3,69 das Stück!!!

Langsam verzweifelte ich ein wenig. Bisher hatte ich für die Karten ausgegeben:

€ 1445,85 fürs Design. € 1724,81 für den Druck. Ca. €70 für den Testdruck. Vom Lohn und den Burgern für die Kinder mal ganz abgesehen. 😉

Insgesamt: € 3240,66.

Uff.

In diesem Moment rettete mich meine Freundin Susanne von Zielform LondonBerlin, die gerade auf einer Messe war. Sie hatte die Buntboxen entdeckt und mir begeistert Fotos von den hübschen Taschen geschickt. Die waren sogar erschwinglich! 500 Boxen kosten € 554,35 inkl. Versand – also etwa 1 Euro pro Box.

Kosten bis hierher: € 3795 !!!

Dezember 2018

Über all dem Hin und Her, neben meinem eigentlichen Geschäft, dem Launch meiner Filmreihe und was sonst noch so los war, waren die Monate unbemerkt ins Land geschlichen. Aber zwischen den Jahren war es endlich so weit – die Postkarten waren da!

Der arme DHL Bote war völlig fertig, als er mit den drei Paketen bei mir im ersten Stock ankam – jedes wog so ca. 20 kg. Groß waren sie, die Pakete. Man kam kaum noch durch den Flur. Voller Freude fing ich an, ein Paket nach dem anderen aufzureissen. In jedem Paket waren kleinere Päckchen mit den einzelnen Motiven.

Langsam fiel der erste Pfennig… Na klar, nun hatte ich 52 Boxen (52 Motive) mit je 500 Karten – nicht 500 Boxen mit je 52 unterschiedlichen Motiven. Die Dinger mussten sortiert werden! Gut, dass ich eine grosse Wohnung habe, dachte ich. Und gut, dass ich Kinder habe und einen Neffen.

Wir machten einen Termin, um die Karten zu sortieren. Ich stellte Kindern und Neffen 50 Euro in Aussicht, wenn sie mir die Karten an einem Nachmittag sortieren. Gesagt – getan.

Die Kinder machten sich an die Arbeit. Ich half natürlich auch. Am Ende des Nachmittages hatten wir keine 100 sortierten Stapel. Aber es kommt noch besser. Irgendwann fiel mir auf, dass da niemals 52 Karten in einem Stapel waren…Tatsächlich waren es erst 28 Karten!!!

Die restlichen Karten waren noch gar nicht angekommen!

Am nächsten Tag machte ich mich also auf die Suche nach den verbliebenen Motiven. Die Druckerei forschte nach und es stellte sich heraus, dass mehrere Boxen noch auf der Post standen! Mir brach der Schweiss aus – wie sollte ich drei 20 kg Pakete nach Hause und die Treppe rauf kriegen?

Nach einigem Hin und Her (“Ich lasse Ihnen die noch mal bringen. Die kommen heute noch.”) und drei Tage später lieferte DHL dann tatsächlich die Pakete nach. Bei mir zu Hause sah es mittlerweile aus, wie in einem Lagerhaus. Überall standen Kisten und lagen Postkarten herum. Es war zum Mäusemelken. Außerdem war mir ja nun auch langsam klar geworden, wie lange es dauern würde, die Karten zu sortieren.

Oh je, dachte ich mir (nicht zum ersten Mal), das war ja eine tolle Idee… (mein Sohn sagte mir das mittlerweile dreimal am Tag: “Mama – wie blöd bist du eigentlich.”).

Zum Sortieren der Motive kam jetzt noch der nächste Job dazu – die Buntboxen mussten aufgebaut werden. 500 Stück. Den Kindern war mittlerweile die Lust vergangen. Der Neffe ging nicht mehr ans Telefon. Und die Wohnung zierten nun nicht nur Pakete und Stapel von Postkarten sondern auch noch Buntboxen. Langsam musste man sich einen Weg durch die Wohnung bahnen und nachts auf Klo zu gehen, wurde zum Abenteuer.

Der Gedanke, einfach ein schönes grosses Feuer zu machen, war mir mittlerweile mehr als einmal gekommen…

Aber dann…besann ich mich auf mein ZEN und fing an, das Ganze als mein neues Hobby zu betrachten. Statt zu häkeln, baute ich abends beim Netflix gucken Buntboxen auf oder sortierte Postkarten (22 Stapel Karten sortierte ich in ca. 40min!!!).

Nun hatte ich also Karten und Boxen, aber immer noch keinen Amazon Shop, keine Kartonagen und kein Füllmaterial. Ausserdem freue ich mich immer sensationell, wenn ich etwas bestelle und bekomme eine kleine Süßigkeit dazu.

Also machte ich mich auf die Suche nach Schokoladenherzen. Die waren auch schnell gefunden. Ich bestellte gleich verschiedene Sorten, denn schmecken sollten sie ja auch. Bei Dolcedeco.com fand ich die leckersten Schokoherzen mit Nougatfüllung. 150 Stück kosten dort €34,80 inkl. Versand.

Leider schmecken die so gut, dass man beim Boxen aufbauen auch ab und zu in die Dose greifen muss… Daher musste ich dann auch davon noch ein- oder zweimal nachbestellen… 😉

Kartons bestellte ich bei www.baehr-verpackung.de. Auch hier bestellte ich erst einmal eine Testrunde von 150 Kartons. Die waren super. Die zweite Bestellung von 350 Kartons war dann plötzlich krumm und schief (Kostenpunkt insgesamt inklusive Versand €162,55).

Und schliesslich das Bio Füllmaterial FLUPS Plus (das heisst wirklich so) von Medewo.com für läppische €90,56 für zwei Säcke.

Im nächsten Schritt ging es also nun darum, die Kartons aufzubauen, eine Buntbox reinzulegen, die Schokolade obendrauf und dann das ganze mit Füllmaterial aufzufüllen…

Ach ja, und dann wollte ich ja auch noch ein Zettelchen dazulegen mit ein paar lieben Grüßen und ein paar Infos zu Frauenbusiness drauf. Die mussten dann noch gefaltet werden, damit sie in die Boxen passen.

Und wenn du denkst, dass das Elend nun langsam ein Ende hat … weit gefehlt!

Denn nun kommt ja noch der Spass mit Amazon und … dem Verschicken! Für den Amazon Shop hatte ich mir bereits im Juli auf Upwork.com einen “Experten” gesucht. Denn das wollte ich mir nun wirklich nicht auch noch selbst antun. Für 195 USD hat mir der Herr den Shop „eingerichtet“. Keine Ahnung, was das beinhaltet. Wahrscheinlich ein paar Formulare ausfüllen. Als es dann darin ging, den Shop zu füllen, hat mir der Experte gesagt, das kann er nicht. Häh???

Wenn man nicht alles selber macht…

Amazon Seller Central ist zum Glück recht einfach aufgebaut und nach einigen Stunden dort, hatte ich auch kapiert, dass ich eine Artikelnummer brauche (eine sogenannte EAN – European Article Number) und einen dazu passenden Barcode, denn natürlich braucht jedes Päckchen ein Etikett mit einem Barcode drauf. 5 Barcodes kosten bei ean-code.au €13,99.

Das ist zu verschmerzen.

100 Bögen mit Etiketten gibt’s bei Amazon für weitere €13,95. Dann müssen die Kartons ja auch irgendwie zum Amazon Fulfillment Center. Dafür gab’s Kartons in der Grösse 1000x500x500mm für €56,74. Der Versand mit DHL zum Fulfillment Center in Dortmund kostet noch mal €27,95 (das geht ja, denn es sind 7 Kartons a 21kg).

Über den Versand allein könnte ich einen weiteren Blogartikel schreiben. Zum Pakete verschicken braucht man in diesem Land mittlerweile auch Abitur oder sogar einen Hochschulabschluss. Ich habe beides und bin scheinbar immer noch zu blöd dazu.

An jeder Ecke gibt es einen Paketshop – DHL, DPD, UPS, Hermes – allein von den ganzen Kürzeln schwirrt mir der Kopf. Die meisten dieser Shops werden von Menschen geführt, die von der Post (oder diesen anderen Unternehmen) leider nicht ordentlich angeleitet worden sind. Denn da bekommt man ständig neue (z.T. falsche) Auskünfte.

Die Krönung war, dass mir irgendwann jemand sagte: “Warum verschicken Sie das nicht als Warensendung?” Gesagt getan. Also verbrachte ich nun meine Zeit damit, im Internet Warensendungen zu generieren. Leider hatte mir die Person nicht dazu gesagt, dass Warensendungen OFFEN sein müssen. Ok, du sagst vielleich: „Das weiss man doch“. Aber ich weiss sowas nicht und meine Pakete waren ja schön verklebt – auch die, die ich bei dieser Person gelassen hatte!

Ich also mit den ersten 20 Päckchen mit Warensendungsetiketten zur Post. “Das geht so nicht.” Verblüffung meinerseits. “Was heisst, das geht so nicht.” “Na, die sind doch zugeklebt. Das geht so nicht.”

Naja…mehr will ich dazu nicht sagen.

Fazit: Eine Zitatbox bekommst du auf Amazon für €19,99. Amazon nimmt €4,44 und das ist noch OHNE fulfillment by Amazon, was demnächst ja auch noch abgezogen wird. D.h. im Endeffekt bleiben mir eventuell so circa 10 Euro übrig. 500 x 10 Euro sind 5000 Euro – die Rechnung ist schnell gemacht.

Kostenpunkt bis heute:  €4265,74. Das heisst, wenn ich alle 500 Boxen verkauft habe, bin ich bei plus minus null. Denn ich habe mit Sicherheit noch ein paar Kleinigkeiten vergessen.

Die Zeit, die ich in die Boxen gesteckt habe, kann ich vergessen. Und es war eine Menge Frust dabei.

Aber – ich habe etwas geschaffen. Ein kleines Kunstwerk, das Menschen Freude macht. Das man anfassen, anschauen und verschicken kann.

Ich habe schon an die 150 Zitatboxen verkauft und etwa 50 verschenkt. Ich habe Facebook Nachrichten, E-Mails und Dankespost bekommen. Die Boxen stehen bei einigen meiner Kundinnen in der Praxis. Ich habe Videos geschickt bekommen, wo kleine Kinder meine Pakete auspacken. Und als ich meine Freundin in Frankreich besuchte, hingen sie dort schön gerahmt im Bad! 

Und das war eines meiner Ziele – Freude und Inspiration verbreiten. Und dann gab es ja auch mehr als einen Grund, warum ich ein Produkt auf Amazon verkaufen wollte:

Mehr Menschen erreichen und damit mehr Kunden gewinnen!

Ob sich das auszahlen wird, wird sich in den nächsten Monaten und Jahren zeigen. Aber das Projekt stand schon lange auf meiner Liste und ich habe es durchgezogen. Nun bin ich dabei, mehr Produkte für meinen Amazon Shop fertigzumachen: Mein Buch und den Ordner gibt es schon. Die muss ich nur noch einstellen und zum Versand fertigmachen.

Und wie das geht, habe ich ja nun gelernt! 

Hast du schon mal in deinem Business ein Projekt angefangen, das viel länger gedauert hat und viel teurer geworden ist, als du gedacht hast? Erzähl doch mal – im Kommentar! 

 

Alles Liebe, Deine Kathrin xoxo